"Eine bessere Zukunft für unsere dänisch-deutsche Grenzregion"

Erklärung des 1. deutsch-dänischen Zukunftsparlaments
(25. -30. September 2023)

Das Projekt PerspektivRegion verbindet die Regionen Süddänemark und Schleswig-Holstein. Ziel ist es, die Verbundenheit zwischen der dänischen und deutschen Bevölkerung der Grenzregion zu stärken, tradierte Erfahrungen zu überwinden und gemeinsam neue Ideen für die Region zu entwickeln.

Das Zukunftsparlament hat sich den Herausforderungen und Zukunftsfragen der Grenzregion gewidmet.

Wir Zukunftsparlamentarier*innen sind überzeugt, dass es eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit braucht, um globale und regionale Probleme zu lösen.

Diese Erklärung ist unser Beitrag, um eine gute Zukunft für unsere Grenzregion zu entwickeln.

1. AUSTAUSCH OHNE SPRACHLICHE UND INFRASTRUKTURELLE BARRIEREN

1. Grundlage für ein gemeinsames Verständnis und gute Beziehungen ist die Begegnung und das gemeinsame Erleben. Dadurch können Menschen einander kennenlernen und vertrauen.

Im Grenzland sollten alle, insbesondere junge Menschen, ohne Sprachbarrieren zusammenkommen und gemeinsam gute Erfahrungen machen können. Hierzu gehört ein motivierender und kostenloser Sprachunterricht für alle Altersgruppen.

2. Die Grenzregion soll ein Raum sein, der kulturelle Werte von Nord nach Süd und umgekehrt vermittelt und eine Infrastruktur bietet, die Europa enger miteinander verbindet. Dies ist nur möglich, wenn sie von beiden Seiten genutzt und gestützt werden kann.

  • Wir empfehlen einen ICE-Bahnhof für die ganze Region westlich von Flensburg an der Bahnstrecke zwischen den europäischen Metropolen.
  • Wir empfehlen einen regionalen Wirtschaftshafen in Apenrade, wo die besten Meeresbedingungen auf regionaler Ebene sind.

2. LEBENDIGE UND LEBENSWERTE DÖRFER - ZUM WOHNEN UND ARBEITEN

1. In der deutsch-dänisch-friesischen Region soll eine zukünftige Work-Life-Balance durch Entwicklung von multifunktionalen Gemeinschaftshäusern entstehen.
Diese können Standortvorteil auch für kleine Betriebe sein. Sie schaffen freie Spielräume für die Gestaltung generationsübergreifender Lebensräume. Das in Dörfern und Natur liegende Potential kann durch Gemeinschaftshäuser viel besser genutzt werden.

2. In diesen lebendigen Gemeinschaftshäusern gibt es Co-Workingplätze, Konferenz- und Multifunktionsräume, die auch zu kulturellen Events und Debatten einladen. Eine funktionale Küche und ein Garten, der gemeinschaftlich bewirtschaftet wird, versorgt die Bewohner*innen mit Obst und Gemüse. In Sichtweite sollte ein örtlicher Kindergarten und ein Altenheim liegen.

3. Unter den Gemeinschaftshäusern auf beiden Seiten der Grenze kann ein interkulturelles Netzwerk entstehen. Engagierte aller Generationen tauschen Erfahrungen aus. Der Austausch von Wissen, Waren und Kompetenzen wird durch eine begleitende Arbeitsgruppe unterstützt.


3. VERBREITUNG VON WISSEN UND INFORMATIONEN ÜBER ERNEUERBARE ENERGIEN

1. Im dänisch-deutschen Grenzgebiet werden wir in Zukunft daran arbeiten, der Bevölkerung und den Politiker*innen nutzbares Wissen über die Möglichkeiten einer GRÜNEN UMSTELLUNG zu vermitteln. Dazu gehören die Themen:

  • Erneuerbare Energie
  • Erneuerbare Landwirtschaft
  • Recycling
  • Wirtschaftlicher Wandel

2. Volkshochschulen auf beiden Seiten der Grenze werden zusammenarbeiten und gemeinsam Aktivitäten wie dieses ZUKUNFTSPARLAMENT entwickeln, bei denen die Themen unter Beteiligung der Bürger*innen, Politiker*innen und öffentlich Angestellten behandelt werden.

3. Wir wollen uns insbesondere auf Südjütland und den nördlichen Teil von Schleswig-Holstein konzentrieren.


4. KULTURELLE ANGEBOTE FÜR DIE MIGRATIONSGESELLSCHAFTEN

Unsere Aufgabe als multi-ethnische Gesellschaften hier in Europa wird sein, die Teilhabe aller Menschen an zentralen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu gewährleisten. Das dänisch-deutsche Grenzgebiet kann hier ein gutes Beispiel geben. Wir wollen an jahrzehntelangen Erfahrungen in der Integration von Minderheiten in der Grenzregion anknüpfen. Uns ist bewusst, dass wir auch weiterhin an einem friedlichen Zusammenleben arbeiten müssen.

Folgende Schlüsselworte für eine gemeinsame Sozialisation fördern gegenseitiges Verständnis:

  • Kontakt
  • Positivität
  • Neugierde
  • Freundschaft
  • Gegenseitiges Interesse
  • Gegenseitiger Respekt durch Aktivität und Selbstverantwortung

1. Damit diese Voraussetzungen tatsächlich gelebt werden können, braucht es Orte, an denen Kontakt in vielfältiger Weise stattfinden kann. Hier unterstützen wir die Idee der Gemeinschaftshäuser.

2. Wichtig wäre eine Initiativgruppe von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Generation und sozialer Positionierung, welche die tatsächlichen Bedürfnisse in ihrer Gemeinde erforscht. Je nach Bedarf der Gemeinde können Projekte in diesem Rahmen umgesetzt werden.

3. Die Belange dazu werden selbstverantwortlich geregelt.

4.Es soll eine Veranstaltungsreihe umgesetzt werden, die im Wechsel über die Deutsch-Dänische Grenze hinweg ein Publikum über die Grenzen hinweg anzieht.


5. BEWÄLTIGUNG VON TRANSFORMATIONEN DER LANDWIRTSCHAFT DURCH DIALOG

Die Grenzregion ist stark landwirtschaftlich geprägt. Die Landwirtschaft ist heute hier wie auch anderswo einem enormen Veränderungsdruck ausgesetzt.

1. Im dänisch-deutschen Grenzland wollen wir dabei helfen, die anstehenden Veränderungen in der Landwirtschaft im Dialog mit den verschiedenen Akteur*innenen zu bewältigen, denn aus vielen Perspektiven entstehen die besten kreativen Ideen.

2. Die Landwirtschaft wird sich erst erholen, wenn die Verbraucher*innen den Wert Ihrer regionalen Landwirtschaft sehen. Wir müssen mit den Kindern anfangen und fordern deshalb: Jeden Tag eine gesunde Mahlzeit für alle Kinder. Die Initiative hat einen interdisziplinären runden Tisch als Lenkungsgruppe.

3. Eine nicht industrielle Landwirtschaft braucht neue Eigentumsformen und mehr Arbeitskraft. Genossenschaftshöfe und solidarische Landwirtschaften sollen ein regionales Wissenscenter bekommen, das auf Erfahrungen und Wissen beider Länder zurückgreift.

4. Wir wollen die Möglichkeit zur Mitgestaltung von unten ergreifen und im Kleinen - in der Region - beginnen. Dort, wo wir Einfluss haben.

5. Wir nutzen bestehendes Wissen und Erfahrungen der Grenzregion, vernetzen diese und formen sie zu neuen Ideen um. Zwei unterschiedliche Länder und drei unterschiedliche Kulturen können sich gegenseitig befruchten. Durch eine Vielfalt der Perspektiven entstehen neue Ideen.

6. Wir wollen wir im Dialog an runden Tischen, mit Expert*innen sowie mit Bürger*innenbeteiligung arbeiten. Wenn wir so die Krise als Chance nutzen, können wir ein "Gutes Leben für Alle" erreichen.


6. DAS BEDINGUNGSLOSE GRUNDEINKOMMENS ALS TEIL DER ZUKÜNFTIGEN WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT

Das bedingungslose Grundeinkommen ist eine individuelle, bedingungslose öffentliche Leistung für alle Bürger*innen, die zum Leben ausreichen muss. Die deutsch-dänische Grenzregion hat das Potenzial, die Aussichten dieses Modells zu erkunden, da die Auswirkungen in zwei verschiedenen Gesellschaften untersucht werden können.

Einige der heute schon bekannten Vorteile sind: eine höhere Rechtssicherheit, weniger Bürokratie, eine gestärkte Zivilgesellschaft, die durch ehrenamtliche Arbeit und stabile Kaufkraft charakterisiert ist.

1. Es soll eine Reihe von Seminaren in der deutsch-dänischen Grenzregion stattfinden, die sich mit den Perspektiven für eine zukünftige Gesellschaft mit einem bedingungslosen Grundeinkommen befassen: 10 Seminare, je 5 in jedem Land, zu denen Politiker*innen, Bürger*innen, Expert*innen und Meinungsführer*innen eingeladen werden. Jedes Seminar wird durch einen Film dokumentiert.

2. Die Seminarreihe wird zur Grundlage für ein konkretes Testprojekt in Tønder und Nordfriesland.